Alex' kleine Zündapp-Seite

Die Geschichte des Reifens

1839 Der Amerikaner Charles Nelson Goodyear bearbeitete auf der Suche nach regendichter Kleidung Kautschuk, als er durch Zufall beim Experimentieren in der heimischen Küche ein mit Schwefel behandeltes Stück Kautschuk auf die heiße Herdplatte fallen ließ. Durch Zufall hat er dabei das Verfahren der Vulkanisation entdeckt, was er 1844 patentieren ließ. In der Folgezeit produzierte er in seiner Firma Schuhe, Zelte und andere Dinge aus Gummi, u.a. erfand und produzierte er ab 1855 das weltweit erste Kondom. Als Geschäftsmann war er allerdings nicht sehr erfolgreich, weshalb er mehrmals zu Haftstrafen verurteilt wurde, weil er seine Schulden nicht zurückzahlen konnte. Charles Nelson Goodyear starb 1860 mittellos in New York.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e1/Charles_Goodyear.jpg Charles Nelson Goodyear (Bild: Wikipedia)

Erst 1898 gründete Frank Seiberling und sein Bruder Charles ein Unternehmen zur Herstellung von Gummierzeugnissen und nannten ihre Firma ihm zu Ehren die „Goodyear Tire & Rubber Company“. 1901 produzierte die Firma den ersten Autoreifen und stattete den Rennwagen des jungen Henry Ford damit aus. 1908 wurde das berühmte Model T mit Goodyear-Reifen ausgestattet, ab 1909 fertigte man außerdem Flugzeugreifen und 1916 war Goodyear bereits der größte Reifenhersteller der Welt.

1845 beschäftige sich der Schotte Robert William Thomson mit einem Radsystem, welches mehr Comfort und Bodenhaftung als bisherige Kutschenräder mit Eisenreifen bieten sollte und baute sich vulkanisierte Luftreifen die er „Aerial Wheels“ nannte. Die Herstellung war aber sehr aufwendig und teuer, weshalb sie sich nicht durchsetzte.

1887 Ebenfalls in Schottland beschäftige sich der Tierarzt John Boyd Dunlop in seiner Praxis oft mit Gummi und machte sich Gedanken für eine praktische Anwendung dessen. Da das Dreirad seines elfjährigen Sohnes recht viel Lärm verursachte, konstruierte Dunlop einen mit Stoffstreifen aus einem Kleid seiner Frau umwickelten luftgefüllten Gummireifen. Am 07.12.1888 meldete Dunlop das Patent für den ersten Fahrradluftreifen an. 1889 gründete er zusammen mit dem Unternehmer William Harvey Du Cros die „Pneumatic Tyre & Booth’s Cycle Agency“ in Irland. Angeblich konnte sich der höfliche Dunlop nicht mit den robusten Geschäftsmethoden von Du Cros anfreunden, woraufhin er 1895 das Unternehmen wieder verließ, seinen kleinen Profit aus dem Reifengeschäft in eine Dubliner Textilfabrik steckte und ohne Aufsehen seine Tierarztpraxis weiter führte.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a8/John_Boyd_Dunlop_%28c1915%29.jpgJohn Boyd Dunlop (Bild: Wikipedia)

1889 William Erskine Bartlett erfindet einen demontierbaren Wulstreifen („Clincher“), der durch den Innendruck des Schlauches auf der Felge gehalten wird und meldet dies am 18. Oktober 1890 zum Patent an.

1890 Der Brite Charles Kingston Welch erfindet den Drahtreifen mit Schlauch, der auf einer Tiefbettfelge montiert wurde. Die „Dunlops Pneumatic Tire Company“ unter Du Cros erwarb dieses Patent und das von William Erskine Bartlett, was Dunlop zum Marktführer von Fahrradreifen machte.

1891 entwickelte Édouard Michelin einen Luftreifen für Fahrräder und einen austauschbaren Gummireifen mit Luftschlauch, nachdem er zusammen mit seinem Bruder André Michelin 1988 die Gummi-Fabrik ihres Großvaters in Clermont-Ferrand geerbt hatten und ihr den Namen „Michelin & Compagnie“ gaben. Die Idee dazu kam auf, als ein Radfahrer mit einem englischen Luftreifen einen Platten hatte und zur Michelin Fabrik ging, um diesen reparieren zu lassen. 1894 adaptierte er das System auf einen Autoreifen. 1895 nahm der „l’Eclair“ („Blitz“) als erstes Auto mit Luftreifen, gebaut von Michelin, an einem Autorennen von Bordeaux nach Paris teil.

1891 Continental beginnt mit der Produktion von Luftreifen für Fahrräder unter dem Produktnamen „Continental-Pneumatics“. Gegründet wurde die Firma bereits 1869 vom Bankier Moritz Magnus, der neun finanzkräftige Investoren und erfahrene Fabrikanten um sich gruppierte und in Hannover die „Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha Compagnie“ gründete. Das Unternehmen fertigte allerlei Produkte aus Gummi und versuchte ständig die Materialien mit einem eigens dafür angestellten Chemiker zu verbessern. Mitte der 1880er Jahre erwarb man in den USA Fertigungslizenzen für Vollgummireifen und experimentierte mit Hohlraum- und Kissenreifen aus geschäumtem Gummi. 1898 beginnt die Produktion von Profillosen Autoreifen in Hannover-Vahrenwald. Im Jahre 1900 wurde die Abdichtung der Gaszellen in den Zeppelinen mit Continental-Ballonstoff vorgenommen. 1928/29 fusionierte die Firma mit bedeutenden Betrieben der deutschen Kautschukindustrie und wird zur Continental Gummi-Werke AG.

 (Bild: Continental)

1896 gründete Friedrich Veith mit seinem Schwiegervater Alexander Wahlig in Offenbach die Firma Veith & Co. Und produzierte dort Bereifungen nach eigenen Patenten. Er legte hierbei besonderen Wert auf die Steigerung der Lebensdauer, Verschleißminderung und Verbesserung der Rutschfestigkeit. 1903 kaufe Friedrich Veith in Sandbach im Odenwald eine ehemalige Ölmühle, um dort sein Reifenwerk hin zu verlagern, wo er anfing genormte Reifen und Felgen herzustellen wobei er sich dabei mit den anderen Reifen- und Felgenherstellern absprach. Reifen von Veith hatten damals einen sehr guten Ruf in Bezug auf Betriebssicherheit und Lebensdauer. 1906 wandelte er seine Firma in eine Aktiengesellschaft, die Veithwerke AG, um. 1908 starb Friedrich Veith mit nur 49 Jahren, seine Witwe wurde völlig Mittellos ihrem Schicksal überlassen. Die Firma entwickelte sich und hatte 1939 bereits 1000 Mitarbeiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1946 die Produktion wieder unter dem Firmennamen „Veith Gummiwerke GmbH“ aufgenommen und 1963 an Pirelli verkauft. Die seitdem Veith-Pirelli GmbH genannte Firma wurde 1986 nach einer Neuorganisation zur Pirelli Deutschland GmbH.

1901 Goodyear baut den ersten Autoreifen

1904 Continental entwickelt den Profilreifen für Automobile

 (Bild: Continental)

1906 gewann Ferenc Szisz den ersten Grand Prix der Welt in einem Renault. Gewonnen hat er aufgrund eines beträchtlichen Zeitvorteils wegen seiner austauschbaren Radräder mit vormontierten Reifen von Michelin, die er in nur 4 Minuten austauschen konnte während die anderen die Gummireste von der Felge kratzen musssten.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bd/Ferenc_Szisz_en_1906.jpg Ferenc Szisz beim Grand Prix von Frankreich 1906 mit seinem Renault AK (Bild: Wikipedia)

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e9/Grand_Prix_de_l%27ACF_1906%2C_arr%C3%AAt_de_Ferenc_Szisz_pour_ravitaillement.jpg Ferenc Szisz beim Grand Prix von Frankreich 1906 mit auswechselbaren Reifen auf Felgen (Bild: Wikipedia)

1908 Dunlop entwickelt den ersten Reifen mit Metallnieten, den Vorläufer der Spikes

1908 Continental entwickelt die erste abnehmbare Felge für Automobile

1921 Continental bringt den Cord-Reifen auf den Markt und löst das weniger geschmeidige Leinenwollgewebe ab

1922 Dunlop führt das Cordgewebe im Reifen ein und verdreifacht die Lebensdauer des Reifens

1923 bei Michelin entsteht der „Confort“, der erste Niederdruckreifen (2,5 bar) für PKW, der es auf eine Laufleistung von damals unglaublichen 15.000km bringt.

1926 Durch Ruß wird die Abriebfestigkeit und die Alterungsbeständigkeit verbessert, der Reifen wird schwarz

1930 Michelin erhält das Patent auf einen Reifen mit einvulkanisiertem Schlauch, dem Vorläufer des schlauchlosen Reifens. Im selben Jahr erfindet Michelin das Zick-Zack-Profil, welches deutlich mehr Grip liefert als herkömmliche Reifen

1934 Michelin bringt den „Super Comfort Stop“ mit Lamellenprofil heraus, der eine bis dahin unerreichbare Sicherheit auf nassen Straßen hat. Außerdem erscheint der erste Niederquerschnittsreifen „Pilote“

1936 bei Continental beginnt man die der Produktion von Reifen auf Kunstkautschukbasis

1938 Michelin produziert den ersten Stahlgürtelreifen

1943 meldet Continental ein Patent für schlauchlose Reifen an

1946 Michelin erhält das Patent auf einen Reifen mit Radialkarkasse und bringt ihn als „X“ auf den Markt